„Seitdem sie es macht, ist bei uns die Qualität des Torwarttrainings um zwei Klassen nach oben gegangen“, konstatiert Marco Grgic, Coach der U17-Bundesliga-Jugend und hauptamtlicher Jugendkoordinator der Grün-Gelben. „Das ist nicht gegen Toto Schmidt und Sebastian Wickel gerichtet, die es vorher auch gut gemacht haben. Aber Isabell bringt halt ihre große Erfahrung aus vielen internationalen Spielen ein.“
Das Handball-Talent wurde der gebürtigen Unterfränkin in die Wiege gelegt. Vater Siegfried „Sigi“ Roch, langjähriger Bundesliga-Keeper des TV Großwallstadt und Nationaltorhüter, nahm seine Tochter schon in jungen Jahren in die Halle mit. „Ich wurde nicht dazu gedrängt, Handball zu spielen, aber ich habe meine Liebe zu diesem Sport früh entwickelt“, blickt die heute 34-Jährige zurück.
Nach ihrer Ausbildungszeit in der Heimatregion (beim TV Großwallstadt und der HSG Aschaffenburg) wechselte Isabell im Jahr 2006 zum Thüringer HC, mit dem sie zwei deutsche B-Jugendtitel holte und bereits im Alter von 16 Jahren in den Kader der 1. Mannschaft aufrückte. Fünf weitere Bundesliga-Stationen sollten folgen, mit Bietigheim (2017) und Borussia Dortmund (2021) wurde die heutige Eintracht-Torwarttrainerin Deutscher Meister.
Ihre insgesamt 18-jährige Laufbahn als Profi-Handballerin ließ „Rochi“, wie sie genannt wird, in den letzten drei Spielzeiten beim rumänischen Spitzenklub SCM Râmnicu Vâlcea ausklingen, mit dem sie auch auf europäischer Ebene spielte. „Die Erfahrungen, die ich dort gemacht habe, haben mein Leben sehr bereichert“, blickt die Torfrau auf einen schönen Abschluss ihrer aktiven Karriere zurück.
Bereits 2023 war Isabell Roch zunächst aus Rumänien nach Deutschland zurückgekehrt. Hier hatte sie am 31. Dezember 2022 den damaligen Zweitliga-Kapitän der Eintracht und heutigen U19-Trainer Valentin Schmidt geheiratet. „Doch dann hat sich in Vâlcea die Torhüterin schwer verletzt. Ich wurde gefragt, ob ich noch einmal einspringen könnte und habe das dann gemacht“, schildert Isabell, warum sie im Herbst des vergangenen Jahres in die Walachei zurückkehrte und die Saison dann in der knapp 100.000 Einwohner zählenden Stadt Vâlcea zu Ende spielte. Im Mai war dann aber endgültig Schluss.
Torwarttraining für den Nachwuchs hatte die Nationalspielerin schon an vielen Stationen ihrer langen Karriere gegeben. „Seit ich Anfang 20 war, hatte ich den Plan, in diesem Bereich etwas machen zu wollen“, blickt die Wahl-Hagenerin zurück. Beim VfL Eintracht traf ihr Angebot im Sommer auf offene Ohren. Für alle eine Win-Win-Situation.
„Mir macht es sehr viel Spaß, meine Erfahrung weiterzugeben“, sagt die aus der Champions-League gestählte Keeperin, „dass es jetzt Jungens sind, nachdem ich vorher hauptsächlich Mädchen trainiert habe, macht für mich keinen Unterschied. Nicht nur in der Jugend-Bundesliga, sondern auch in der Herren-Bundesliga kann ich mir eine effektive Arbeit als Torwarttrainerin gut vorstellen. Das wird in der Zukunft auch mein Ziel sein.“
Aktuell kümmert sich „Isa“ um die grün-gelben Nachwuchsteams der C- und B-Jugend, zudem ist sie einmal pro Woche bei der U23 im Einsatz. „Bei den Jüngeren kommt es erstmal darauf an, die Liebe zur Torwartposition zu vermitteln“, erläutert die gebürtige Bayerin, „selbst wenn einem die Bälle um die Ohren fliegen. Aus jedem Wurf, auch wenn man ihn nicht hält, lernt man!“
Nach ihren bisherigen Eindrücken sieht Isabell Roch, die aktuell ihre DHB-Torwarttrainerlizenz erwirbt, den Eintracht-Nachwuchs zwischen den Pfosten gut aufgestellt. „Die Jungs sind alle sehr lernwillig“, attestiert sie allen Schlussleuten, und Marco Grgic ergänzt: „Sie geht auf die unterschiedlichen Charaktere sehr gut ein. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, dass sie in unserem Jungen-Bereich eine Frau ist, weil sie dadurch einen anderen Zugang hat.“
Beim bisher letzten B-Jugend-Bundesligaspiel der Eintracht gegen TuSEM Essen konnten Liam Rohmann und Benjamin Lueg die Niederlage zwar nicht verhindern, aber sie zählten - in jeder Auszeit von ihrer Mentorin intensiv eingestellt - zu den Besten der Grün-Gelben.
Ein Torwartproblem werden die Eintrachtler also kaum haben, wenn am Sonntag um 17.30 Uhr der Bergische HC zum Rückrunden-Auftakt in der Sporthalle Mittelstadt zu Gast ist. „Gute Arbeit zahlt sich aus“, heißt es. Und diese liefert Isabell Roch auf höchstem Niveau ab.