Der Weihnachtsbaum der Sporthalle Mittelstadt

Von Ralf Wilke

 

Die Tradition, einen Weihnachtsbaum während der Adventszeit in der Sporthalle Mittelstadt aufzustellen, geht bis in die Zeit der Entstehung der Halle zurück – also bis in das Jahr 1978, ehe sie 2016 ein plötzliches Ende fand.

 

Es war der Vorstand der Handball-Amateur-Abteilung, der sich stets um den Baum kümmerte. Vom Kauf bis zum Schmücken. So war es über die Jahrzehnte zu einer Selbstverständlichkeit geworden, dass ein fast vier Meter hoher, festlich dekorierter Baum im Foyer für Aufmerksamkeit sorgte. Und noch bis heute wird bei Heimspielen oft von auswärtigen Gästen die Frage gestellt, warum es keinen Weihnachtsbaum mehr gibt…

 

Auch die jährlich durchgeführten Weihnachtsfeiern der Kinder- und Jugendabteilung wollte man verständlicherweise ohne einen Weihnachtsbaum nicht mehr stattfinden lassen. Groß auch die Enttäuschung bei der Handball-Wandergruppe, denn sie war es, die seit ihrer Gründung im Jahr 1996 die Organisation rund um den Baum übernommen hatte. Jedes Mitglied der Gruppe hatte Jahr für Jahr seine feste Aufgabe zu erfüllen, bis der Baum in hellem Glanze erstrahlte.

 

Das alles ging so lange gut, bis den Kameraden Lothar Noetzel und Ralf Wilke in der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest 2009 ein folgenschwerer Fehler unterlief. Das Duo war zuständig für den Sand, der – in eine Tonne gefüllt – den Stamm des Baumes halten sollte. Auf dem Gelände der Elektromark hatte die Stadt das Streumaterial für den Winterdienst gelagert. Hier war in verschiedenen Boxen – je nach Bedarf – der Sand zu entnehmen. Kein Problem also für das Eintracht-Duo, auch im Dezember 2009 seiner Aufgabe gerecht zu werden.

 

Pünktlich erstrahlte der Baum in jenem Jahr wieder auf seinem angestammten Platz in der Halle. Aber schon zur Weihnachtsfeier der Jugendabteilung kamen erste Zweifel auf, ob nicht etwas schiefgelaufen sei. Der Baum fing derart stark an zu rieseln, dass der Boden rasch voll bedeckt mit Nadeln war. Teddy, zuständig für die Wässerung des Baumes, geriet in Panik, schleppte immer mehr Wasser herbei – nicht wissend, dass diese Vorgehensweise letztlich kontraproduktiv sein sollte. Denn: Lothar und Ralf hatten versehentlich die falsche Box erwischt und eine Mischung aus Sand und Salz mitgebracht. Je mehr Wasser eingefüllt wurde, desto schneller ließ das einstige Schmuckstück durch den Salzzusatz seine Nadeln fallen… Schließlich hatte der Baum noch vor Weihnachten gänzlich seine Nadeln verloren und musste abgebaut werden. Beinahe müßig zu erwähnen, dass Ralf und Lothar ihres Postens enthoben wurden.

 

Es sollte ein einmaliger Ausrutscher bleiben, ehe im Dezember 2016 durch eine Anweisung aus dem  Servicezentrum Sport die Tradition des Weihnachtsbaumes ein endgültiges Ende fand. Aus „brandschutztechnischen“ Gründen sollte der bereits aufgestellte Baum zwei Tage vor der angesetzten Weihnachtsfeier der Jugendabteilung wieder abgebaut werden. Die Handballer weigerten sich, dieser für sie unerklärlichen Anordnung nachzukommen. Daraufhin ließ das Stadtsportamt den Baum durch städtisches Personal kurzerhand entsorgen – und das direkt vor den traurigen Augen der Handball-Kinder. Schwacher Trost: Die bereits geschriebene Rechnung für die Entsorgung in Höhe von 200 Euro musste der VfL Eintracht auf Anweisung des Oberbürgermeisters nicht bezahlen.

 

Und dennoch: Das Ende einer jahrzehntelangen, lieb gewonnenen Tradition war durch diese Vorgehensweise ein ganz besonders bitteres. Was bleibt, sind die Erinnerungen an eine besondere Vorweihnachtszeit in der Sporthalle Mittelstadt. Aber eben auch nicht mehr…